Schloss Hanfelden: Die Geschichte eines Schlosses vom Mittelalter bis in das 20. Jahrhundert

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Nach den frühesten bekannten schrift-historischen Quellen erhielt Hans Han 1493, ehemals Pfleger zu Frohnleiten, "einen öden Hof zu der under Zayrying", wie er ihm schon von Kaiser Friedrich III verliehen wurde.1506 weilte König Maximilian in Zeiring.

Aufgrund der schriftlichen Quellen und bislang fehlender Nachweise für eine ältere Anlage nehmen wir vorläufig an, dass Hans Han einen Neubau errichtete. Wo tatsächlich der "öde Hof" stand, muss noch erforscht werden. Zentraler und ältester Baukörper ist ein quadratischer Wohnturm. Dieser läßt sich am Ende des 15. Jahrhundert nachweisen und ist wohl auch umgebaut und um Zubauten erweitert worden, wobei besonders auf zwei im Westtrakt des Schlosses erhaltene Blockwerkkammern und die charakteristische, jedoch als Wehranlage wenig geeignete rechteckige Ringmauer mit Ecktürmen hinzuweisen ist. In der frühen Barockzeit wurde die Fassade umgestaltet, die Fenster wurden wohl vergrößert und vereinheitlicht – sie erhielten sogenannte Putzfaschen. Um 1900 wurden die Räume mit Öfen versehen und eine Stromleitung gelegt. Das Schloss erhielt allerdings keine Wasserzu- und –ableitung, bzw. Toiletten. Das Schloss ist mit ca. fünf Latrinen ausgestattet. Durch diese sehr sparsame Veränderung seit der Renaissancezeit hat sich mit Schloss Hanfelden ein Objekt erhalten, das sehr gut den Zustand eines Renaissanceschlosses wiedergibt und für die Steiermark und Österreich einen besonderen Glücksfall darstellt.

Schloss Hanfelden im Pölstal soll zukünftig in behutsamen Maße gesichert, restauriert und revitalisiert werden. Derzeit sind in etlichen Räumen noch zahlreiche Objekte von unterschiedlichen Nutzern des Schlosses vorhanden. Langfristig geplant sind eine Überprüfung schon vorhandener Bauaufnahmen (Martin Aigner) und gegebenenfalls eine Erweiterung der Bauaufnahme (Ersterfassung, Untersuchung laut Richtlinien für bauhistorische Untersuchungen) aller Räumlichkeiten des Schlosses. In diesem Zusammenhang sollen auch die zahlreichen Graffiti erfasst werden. In Kooperation mit der Universität für Bodenkultur werden dendrochronologische Proben für eine exakte zeitliche Bestimmung verschiedener Baukörper entnommen.
Eine erste archäologische und bauarchäologische Untersuchung fand im Sommer 2016 statt, weitere Kampagnen wurde im Sommer 2017 und 2018 durchgeführt. Im Juli 2019 wird die Ausgrabung fortgesetzt.

Folgende Ziele stehen im Fokus des Projektes:

Die Baugeschichte von Schloss Hanfelden vom Mittelalter bis in das 20. Jahrhundert

Die Nutzung von Schloss Hanfelden vom Mittelalter bis in das 20. Jahrhundert


 

 

Abbildung 1: Übersichtsplan Schloss Hanfelden mit Eintragungen der Untersuchungsbereiche. (P. Hinterndorfer 2016)


Das Schloss an sich besteht aus einem Erdgeschoss, welches teilunterkellert ist, zwei Obergeschossen und einem Dachstuhl. Jedes der Geschosse hat ca. 17 Räume, darunter befinden sich im 1. Obergeschoss zwei Blockwerkkammern. Im Laufe der nächsten Kampagnen sollen alle Räumlichkeiten bauarchäologisch aufgenommen werden. Ein erster Anfang wurde in einer Küche im Erdgeschoss gemacht. Der Raum ist leicht trapezoid, die Nordwand ist 4,17 m lang, die Südwand 4,68 m, die Ostwand 3,45 m und die Westwand 3,58 m. Der Zugang erfolgt von Westen, vom Innenhof. In der anschließenden Westwand befindet sich eine Sitznische. Die Südwand ist wohl nachträglich eingebaut. In der Nordostecke der Küche ist ein Tischherd situiert, worauf sich noch Reste von Bemalung erhalten haben. In der Ostmauer hat sich eine holzverkleidete Nische erhalten, sowie ein vermauertes Fenster..




Abbildung 2: Erdgeschoss Schloss Hanfelden mit Raum 13 – Küche mit Tischherd (Pfeil) (Plan: M. Aigner)



Die Maximiliansstube

Weithin bekannt ist Schloss Hanfelden durch die Maximiliansstube im 2. Obergeschoss des Osttraktes. Hier befindet sich die Maximiliansinschrift. Diese wurde um 1620 im Aufttrag von Maximilian Rauchenberger angebracht und verweist auf den Aufenthalt von König Maximilian I. in Zeiring im Jahr 1506, der auch durch andere schriftliche Quellen belegt ist. Es wird sogar postuliert, dass König Maximilian I. in der Stube selbst residierte. In der Inschrift wird erwähnt, dass während des Aufenthaltes dem Ansitz der Name Hanfelden gegeben wurde und er den Burgfrieden verliehen bekam. Weiters wird beschrieben, dass der König sich darum bemühte, das Bergwerk in Oberzeiring wieder zu aktivieren, nachdem es dort 348 Jahre zuvor einen Bergwerksunfall gegeben hat. Die Inschrift endet mit einer Huldigung an das Haus Österreich. Diese Huldigung durch die protestantischen Rauchenberger kann auch in der Weise verstanden werden, dass diese am Vorabend der Gegenreformation den Habsburgern ihr Loyalität kundtun wollten, trotz des nicht katholischen Glaubens. Es nutzte jedoch nichts, acht Jahre später mussten die Rauchenberger Schloss Hanfelden verkaufen und außer Landes gehen.

Die bisherigen archäologischen, bauarchäologischen und dendrochronologischen Untersuchungen zeigen, dass die Stube zum Zeitpunkt des Aufenthaltes wohl noch gar nicht existierte. Der Osttrakt scheint erst in den 1530er Jahren errichtet worden zu sein.


Die Inschrift ist ein sehr gutes Beispiel für eine in der Rückschau konstruierte Erinnerung an den Besuch Maximilians I. Gedacht werden sollte des Königs und seiner Fürsorge für Schloss Hanfelden, Zeiring und das Bergwerk in Oberzeiring und damit für die lokale Region (siehe dazu Theune/Winkelbauer 2019

 


Aufgrund der guten Erhaltungsdichte von Hölzern in allen Etagen und besonders im Dachstuhl wurden parallel zu den archäologischen Untersuchungen umfangreiche dendrochronologische Proben entnommen, die die oben skizzierte Entwicklung unterstützt. Die bislang vorliegenden Daten aus dem Dachstuhl und dem 2. Obergeschoss belegen, dass diese Teile des Turms um 1497/1500 errichtet worden sind. Wenig später ist der Westtrakt mit den beiden Blockwerkkammern gebaut worden und wohl zwischen 1520 und 1530 dann schon der Osttrakt.

Der Fokus der Untersuchungen 2017 lag auf dem Nebengebäudes, sowie dem Südtor des Schlosses mit der Fragestellung, ob eine Innenhofentwässerung festzustellen sei.

Im Bereich des Südtores wurde ein rund 3 x 5,7 m großer Schnitt angelegt um die Eingangssituation des Schlosses im Bereich der Ostwange zu dokumentieren und um festzustellen, ob eine Entwässerung des Innenhofes durch das Südtor hinaus stattgefunden hat. Unter verschiedenen Begehungshorizonten konnte im nördlichen Schnittbereich ein kleinteiliges Pflaster freigelegt werden. Es besteht aus kleinen abgerundeten Steinen (Glimmerschiefer), die mehr oder weniger geordnet in den Boden eingebracht wurden. Der Aufbau ist ident mit jenem Pflaster, das im Jahr 2016 im Innenhofbereichfreigelegt wurde.

Durchbrochen wird das Pflaster von einer Entwässerungsrinne. Diese läuft von Nord nach Süd und macht im südlichen Außenbereich des Schlosses einen Knick nach Osten. Weiters weist sie ein leichtes Gefälle auf, um eine Entwässerung des Innenhofes bei Regen zu gewährleisten.

Ein weiteres Steinpflaster schließt sich im Außenbereich an das kleinteilige Pflaster und die Entwässerungsrinne an. Es besteht ebenfalls aus Glimmerschiefer, die Steindimensionen sind jedoch wesentlich größer und die Steine sind als Platten verlegt. Nach etwas mehr als 2 Metern reißt das Pflaster im südlichen Schnittbereich ab und wird von einer Kies-Erdeschicht begrenzt. Das Pflaster ist als barockzeitlich anzusprechen.

Das Nebengebäude weist mindestens vier Bauphasen auf. Der genaue chronologische Ablauf konnte noch nicht vollends geklärt werden. Das Gebäude wurde als eingeschossiger Bau errichtet und in einem ersten Schritt erweitert oder aufgestockt. Jedenfalls erfolgte eine Grundrisserweiterung um einen zusätzlichen Raum und eine Aufstockung des Nebengebäudes in zwei Phasen. Die Fragen nach dem Errichtungszeitpunkt (vermutlich spätmittelalterlich) und warum das Nebengebäude so nahe am Hauptgebäude des Schlosskomplexes errichtet wurde sind noch zu klären. Das Gebäude wurde zumindest in seiner letzten Nutzungsphase als Wirtschaftsbau genutzt (Stallungen im Erdgeschoß, Heulagerung im Obergeschoß). Der Fokus der archäologischen und bauhistorischen Forschungen 2017 lag in den zwei Erdgeschoßräumen HNG-EG-R01 und R02 des Nebengebäudes.

Bei Erdgeschoßraum HNG-EG-R01 handelt es sich um einen rechteckigen Raum, der sich Ost-West ausdehnt. Die Eingangssituation befindet sich im Süden. Sie ist sekundär verändert. Vermutlich wurde der Eingangsbereich im Zuge der Aufstockung neu errichtet bzw. gestaltet. Der Raum ist nachträglich mit einem Tonnengewölbe versehen, wobei die Fenster- Tür- und Deckenöffnungen durch Stichkappen ausgespart wurden. Das Gewölbe ist im westlichen Bereich sehr flach und schließt statisch nicht korrekt mit der Westmauer ab. Daher können die Schubkräfte nicht richtig aufgenommen werden. Die Westmauer hat sich durch den Druck nach außen verschoben. Aufgrund dieser Instabilität kam es auch zu Mauerwerksausbrüchen. Die West-Nord- und Ostmauer stehen im Verband während die Ostmauer an die Südmauer angestellt ist. Diese wiederum ist mit der Ostwand von Raum HNG-EG-R02 im Verband errichtet. Der Raum besitzt drei Fensteröffnungen. Sie öffnen sich trichterförmig nach innen und sind mit hölzernen Fensterrahmen und Eisengittern versehen. Es gibt Hinweise auf Schiebefensterläden.

Weiters findet sich ein Durchbruch in der Südmauer zu Raum HNG-EG-R02. Die Gewände wurden mit einem Stein-Ziegelmauerwerk ausgekleidet.                           

Der Erdgeschoßraum HNG-EG-R02 des Nebengebäudes schließt südlich an Raum 01 an. Es handelt sich ebenfalls um einen rechteckigen Raum, der sich nach Süden hin ausdehnt. Die Eingangssituation befindet sich an der Westseite und besitzt die Dimensionen eines Tores. Reste des Torgewändeversturzes konnten im Eingangsbereich dokumentiert werden. Die Fenster unterscheiden sich baulich von jenen aus Raum 01. Sie sind barockzeitlich zu datieren und mit Ziegelgewänden ausgekleidet. Der Raum besitzt zudem eine hölzerne Nische in der Südmauer.               

Ein Untersuchungsschwerpunkt lag auf dem teilweise eingestürzten Tonnengewölbe. Durch die seit den 1960er Jahren fehlende Dachkonstruktion konnte Wasser von oben in das Gewölbemauerwerk eindringen und mit der Zeit die Mörtelbindung auflösen, bis es zum Einsturz im nordöstlichen Gewölbebereich kam. Das Versturzmaterial kam auf einem ehemaligen Holzboden zu liegen. Über dem Versturz lag ein Schuttkegel. Abgesehen von einer sehr dünnen Humusauflage, wies der Schuttkegel keine stratigrafische Differenzierung auf. Unter ihm kam neben dem Gewölbeversturz auch ein ehemaliger Gewölbeansatz zum Vorschein.

Während der Grabungskampagne 2018 wurden die Arbeiten im Nebengebäude zu einem Abschluss geführt.

Eine Senke vor der südlichen Ringmauer war ebenfalls Ziel der Ausgrabungen. Dort konnte ein Brunnen (ev. auch eine Zisterne) in den oberen Bereichen freigelegt werden.

Weitere Aktivitäten betrafen das alte Tor im Westen. Das Tor selbst ist an beiden Seiten jeweils durch einen großen Prellstein etwas verengt. Dadurch ist der Eingang im Prinzip für die Durchfahrt eines Wagens zu eng. Der Bereich zwischen Tor und Ringmauer ist mit einer Pflasterung ausgelegt, die möglicherweise zu einer Straße gehört.

Geophysikalische Prospektionen sollten zusätzlich klären, ob im ehemaligen Schlossgarten Strukturen von Gartenhäuschen und Beeteinfassungen zu erkennen wären. Kleinere Gebäudestrukturen, die auf eine Art Pavillion hindeuten, sind tatsächlich im Georadarbild zu erkennen. Weitere Gebäudestrukturen befinden sich zwischen Südtor und Ringmauer. Es wird zu untersuchen sein, ob diese mit älteren Baustrukturen zusammenhängen.


 

Plan der Entwässerungsrinne aus dem Südtor



 






Literatur:

Cl. Theune / I. Winkelbauer, Erinnerung an Maximilian I. auf Schloss Hanfelden in der Steiermark. MEMO 4 (2019): Objekte der Erinnerung, doi: 10.25536/20190404.

R. Fürhacker / Cl. Theune, Schloss Hanfelden – Einst und Jetzt. Ausgabe 1/2016  (o.O.).

Interdisziplinärer Arbeitskreis Schloss Hanfelden (Hrsg.), Schloss Hanfelden - Einst und Jetzt Ausgabe 2/2018. Unterzeiring.

M. Aigner, Bauaufnahmen auf Schloß Hanfelden, Steiermark. Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich 18, 2002, 5-20.